Verzweifelte Long-Covid-Patienten! Was unternimmt der Kanton St.Gallen?
Die Covid-19-Pandemie mag vorüber sein, doch ihre Auswirkungen sind noch immer stark spürbar – insbesondere für diejenigen, die an Long-Covid oder Post-Covid erkrankt sind. In diesem Zusammenhang weisen wir auf die dringende Notwendigkeit hin, Massnahmen zur Unterstützung dieser Patientengruppe zu ergreifen, die oft ohne finanzielle Beiträge und angemessene medizinische Versorgung allein gelassen werden.
Während der Pandemie hat der Staat erhebliche Mittel für die Wirtschaft, Impfungen oder Masken bereitgestellt. Es ist jedoch bedauerlich festzustellen, dass Post- oder Long-Covid-Betroffene, die häufig junge Menschen sind, nicht die gleiche Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalten. Viele von ihnen sind gut ausgebildet und wären gerne arbeitsfähig, leiden jedoch unter Fatigue und anderen Symptomen (ME/CFS) in unterschiedlichen Schweregraden, die von eingeschränkter Arbeitsfähigkeit bis hin zur Bettlägerigkeit reichen.
Diese Krankheit belastet nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Familien. Der Alltag wird für alle zur grossen Herausforderung und gemeinsame Aktivitäten sind oft nicht mehr möglich. Selbst das eigenständige Autofahren wird oft unmöglich, da es die Patientinnen und Patienten erschöpft und eine Post-Exertional-Malaise hervorruft. Zusätzlich zu den gesundheitlichen Problemen gibt es in der Schweiz keine offizielle Anerkennung dieser Krankheit. Es gibt auch nur begrenzte Forschung und keine etablierten Behandlungen oder Medikamente.
Die Situation wird noch verschärft, wenn die Krankentaggeldversicherung ausläuft und die Invalidenversicherung (IV) aufgrund der fehlenden Anerkennung nicht greifen kann. Die Antragsprozesse bei der IV sind zeitaufwändig und belastend für die Betroffenen, die oft nicht reisefähig sind.
Angesichts dieser Herausforderungen und dringenden Bedürfnisse schlagen die Betroffenen folgende Lösungsansätze vor:
- Schaffung eines Fonds als Übergangslösung bis zur Gewährung einer IV-Rente, um die finanzielle Situation der Betroffenen zu verbessern.
- Eine unbürokratische Gewährung von IV-Renten mit regelmässigen Überprüfungen des Gesundheitszustandes.
- Die Schaffung von Fortbildungsprogrammen für Ärzte und Pflegepersonal, um eine bessere Diagnose und Betreuung von Long-Covid-Patienten zu gewährleisten.
- Die Sensibilisierung aller Gesundheitseinrichtungen für Long-Covid, um Vorurteile gegenüber den Betroffenen zu vermeiden.
- Die gezielte Forschung zur Behandlung von Long-Covid auf Bundesebene.
- Die verstärkte Förderung von Forschung und Massnahmen zur Linderung von Long-Covid durch den Bund.
- Die Beschleunigung des Postulatsberichts (21.3014) zur Aufarbeitung von Covid-19 und Long-Covid, um den Betroffenen schneller zu helfen.
- Die Schaffung von Unterstützungsmechanismen für Familien von Long-Covid-Betroffenen, die finanziell belastet sind.
- Massnahmen zur Verhinderung psychischer Erkrankungen bei Covid-Patienten, die aus finanziellen Gründen keine angemessene Unterstützung erhalten.
Wir laden die Regierung des Kantons St. Gallen ein, folgende Fragen zu beantworten:
- Kann im Kanton St.Gallen eine kantonale Überbrückungsfinanzierung für Post- oder Long-Covid-Betroffene eingerichtet werden?
- Wie beurteilt die Regierung die Handlungsweise der IV im Kanton St.Gallen in Bezug auf Covid-Betroffene und welche Verbesserungsmassnahmen ergreift sie?
- Welche Forderungen stellt der Kanton St.Gallen an den Bund, um die Situation zu verbessern?
- Wie informiert das Gesundheitsdepartement des Kantons Ärztinnen und Ärzte und das Pflegepersonal über ME/CFS?
- Welche Unterstützung können Familien von ME/CFS-Betroffenen erwarten und wer trägt die Kosten?
18. September 2023
Luzia Krempl-Gnädinger, Goldach
Mathias Müller, Lichtensteig
Boris Tschirky, Gaiserwald