Der Auflauf ist bereit für den Ofen, die Gäste kommen in einer halben Stunde, aber der Reibkäse fehlt? Wir klingeln bei den Nachbarn. Die Wehen kommen, aber die Grossmutter ist noch nicht da? Wir klingeln bei den Nachbarn. Nachbarn sind unsere Express-Hilfe-Freunde.Schnell steht das ganze Mehrfamilienhaus zusammen, wenn es gilt einen Verunfallten Mitbewohner das Treppenhaus hinunter zur Ambulanz zu tragen.
Wenn die Not nicht ganz so drängend ist, fällt es uns aber oft schwer, bei Nachbarn um Hilfe zu bitten. Und wir nehmen Milch statt Rahm für den Guss der Wähe. Dabei machen die meisten Menschen liebend gern solche Handreichungen.
Längst nutzen wir doch dieselben Informationsquellen wie unsere engsten Freunde, besuchen die gleichen Ausstellungen (oder gehen gleichermassen nie ins Museum) und sitzen im selben Kaffee. Wenn wir uns aber auf unsere Nachbarn, Arbeitskollegen einlassen, fordern sie uns mit fremden Denkweisen heraus, erschliessen neue Netzwerke.
Dachte in den Sechzigern noch niemand daran, Nachbarn aktiv miteinander zu vernetzen, habe sich dies seit den Achtzigern gewandelt. «Dabei haben viele Fachleute die Vorstellung, man könne durchmischte Nachbarschaften planen oder sogar bauen. Eine beliebte Vorstellung ist, dass dann Kinder einer alleinerziehenden Putzfrau von den Kontakten ihres Nachbars – beispielsweise eines Bankers – profitierten. Aber solche Effekte sind sehr selten, und sie sollten auch nicht das alleinige Ziel sein», sagt Drilling.
Quelle: https://www.tagblatt.ch/leben/ohne-sie-geht-es-nicht-ld.1121175